Lowlights der Baubranche

Wohnen ist in deutschen Städten mittlerweile zum Luxus geworden, die arbeitende Bevölkerung kann es sich in Hamburg nicht mehr leisten, in der Innenstadt zu leben und wird immer weiter aus den zentralen Stadtteilen verdrängt. Statt bundesweit Mietendeckel einzuführen oder in Zeiten sehr hoher Preise, den Wohnungsbau massiv zu unterstützen, bricht der Ex-Hamburger Olaf Scholz sein Wahlkampf-Versprechen, jährlich 400,000 neue Wohnungen zu bauen. Um der schleichenden Verdrängung zu begegnen, ist der Bau neuer Gebäude, die Sanierung und teilweise die Verdichtung bestehender Strukturen von großer Bedeutung. Insbesondere das Bauhauptgewerbe spielt hierfür eine zentrale Rolle. Gleichzeitig sind die Arbeitsbedingungen in der Baubranche schlecht und die Bezahlung mies, was den Personalmangel verfestigt. Hier beleuchten wir einige spezifische Probleme der Baubranche, die so wichtig für einen bezahlbaren Wohnraum für alle ist.

1. Reallöhne der Tarifbeschäftigten

Laut einer Studie von Prof. Dr. Thorsten Schulten, dem Leiter des WSI-Tarifarchivs (1) befanden sich die Reallöhne der Tarifbeschäftigten Anfang 2024 in Deutschland insgesamt auf dem Stand von 2016 (2).

Diagramm der Nominal- u. Reallohnentwicklung in Deutschland 2000-2023 (3: S.12, mit Genehmigung des Autors)

Die sehr hohen Preissteigerungen von 2021 und 2022 sind durch die Tarifabschlüsse keineswegs ausgeglichen worden. Betroffen ist hiervon insbesondere auch das Baugewerbe: Während die tariflichen Monatsgehälter dort von 2016 bis 2023 um insgesamt 21,3 % stiegen, stiegen gleichzeitig die Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum um 22,8 %. Dies verdeutlicht den Reallohnverlust, dem Lohnabhängige im Baugewerbe unterworfen waren. (2)Während die IG BAU den Tarifabschluss 2024 in einer Broschüre für die Lohngruppe 4 in Westdeutschland bspw. mit +631€ angibt (4), entspricht dies einem Reallohngewinn von 4% in den Jahren 2023-2026 und einem Reallohnverlust von knapp -2% in 2026 gegenüber 2021 (5).Die langen Laufzeiten der Tarifeinigungen verhindern in Zukunft rasche Reaktionen auf starke Preisbewegungen. Für den Zeitraum eines geschlossenen Tarifvertrages – also für die nächsten 3 Jahre – gilt wegen der sog. „relativen Friedenspflicht“ Streikverbot.

2. Zu geringe Tarifbindung

Für die Gesamtheit der Arbeitskräfte in Deutschland sieht die Entwicklung noch einmal schlechter aus. Denn die Tarifbindung in Deutschland ist seit 1996 stark gesunken. Arbeiteten damals 21% der Arbeitskräfte in Betrieben ohne Tarifbindung, so waren es 2022 schon 49% (10). Der Anteil ist von gut einem Fünftel auf fast die Hälfte gestiegen. Im Baugewerbe sieht die Entwicklung ganz ähnlich aus. Hier arbeiteten 2022 immerhin 42% aller Beschäftigten in Betrieben ohne Tarifbindung und 40% in Betrieben, die weder Tarifbindung noch einen Betriebsrat haben (11). Diese Tarifflucht der Kapitalseite hat sowohl längere Arbeitszeiten als auch niedrigere Löhne im Vergleich zu den geltenden Tarifbedingungen zur Folge (12). Im Allgemeinen ist ein allgemeiner Trend der Auflösung und Aufweichung von Regeln zwischen Lohnabhängigen und Unternehmen zu beobachten. Dabei gibt es sehr gute Gründe für Lohnabhängige, sich gewerkschaftlich zu organisieren: Unorganisierte Arbeiter*innen bekamen 2023 statistisch 11% weniger Lohn und mussten 54 Minuten länger arbeiten (13).

3. Beschäftigungsformen

Dieser Trend wird auf dem Bau durch eine Vielzahl von Beschäftigungsformen verstärkt: Zeitarbeit, Leiharbeit, Werkverträge, Scheinselbständigkeit, illegale Arbeit. Verschiedene Beschäftigungsformen sind unterschiedlich stark vertreten und Arbeitskräfte leiden unterschiedlich stark darunter. Prof. Friedrich Schneider schätzte den Anteil des Bauvolumens das durch illegale Beschäftigung 2018 erbracht wurde auf bis zu 40% (14). Das berücksichtigt unversteuerte Arbeit und Arbeit, bei der keine Sozialleistungen gezahlt werden. Ältere Schätzungen vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung schätzten den Anteil 2011 auf 30-40%. (15)Insbesondere das zunehmende Gewirr an Subunternehmerketten führt zu einer noch größeren Uneinheitlichkeit. Dieses komplizierte System soll verhindern, dass sich Bauleute zusammenschließen, um gemeinsam ihre Situation zu verbessern und zwar insbesondere im Großbetrieb auf dem Bau – den Großbaustellen. Denn große Schlagkraft für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen besteht da, wo gemeinsam gekämpft wird. Gemeinsame Kämpfe entstehen durch gemeinsame Ziele. Ein gemeinsamer Kampf wird aber umso schwieriger, je unterschiedlicher die Arbeits- und Lebensumstände und damit auch die konkreten Forderungen sind.

4. Zuschläge und Bau-Mindestlohn

Als eine Folge dieser Entwicklung sind nicht nur die Überstundenzuschläge faktisch weggefallen (stattdessen Arbeitszeitkonten im Rahmen der Flexibilisierung), sondern auch die Schmutzzuschläge, die bezahlte halbstündige Frühstückspause und ähnliches mehr. Weiterhin ist der Bau-Mindestlohn für Ungelernte wie für Fachkräfte Ende 2021 wegen der Weigerung der Unternehmensseite Ende 2021 ausgelaufen (15, S. 7), der einen Anspruch auf ein Mindesteinkommen festlegte und weit oberhalb des allgemeinen Mindestlohns lag. Im Falle der Fachkräfte war er im Streik von 2002 durchgesetzt worden (2021 bei 15,70€). Dies bedeutet nichts anderes, als dass derzeit alle Arbeitskräfte legal für den allgemeinen Mindestlohn von 12,41€/h ausgebeutet werden können. Allerdings müssen insbesondere ausländische Arbeitskräfte teilweise zu deutlich geringeren Stundenlöhnen arbeiten. Dies wird häufig über undokumentierte Lohnauszahlungen oder über formelle Teilzeitbeschäftigung bei Subunternehmen umgesetzt: Ein Arbeiter, der teilweise 55h/Woche arbeitet wird nur für 120h/Monat eingestellt (15).

5. Internationales Lohngefälle und Arbeitsmigration

In einigen Ländern in Nordwesteuropa und Nordamerika, in denen die kapitalistische Entwicklung zuerst einsetzte und die dadurch in der Lage waren, den Rest der Welt unter sich aufzuteilen (durch Kolonien und Einflusszonen), konnten in einem bestimmten Ausmaß Zugeständnisse an eine kämpfende Arbeiter*innenbewegung gemacht werden (in Form von höheren Löhnen, kürzeren Arbeitszeiten etc.). Dadurch ist die Welt heute von extremen Unterschieden an Ausbeutungsbedingungen gekennzeichnet. Der Großteil migrantisch Beschäftigter versucht, in Gebiete mit einem höheren Lohnniveau zu gelangen, um den schlechten Arbeitsbedingungen oder hoher Arbeitslosigkeit der Herkunftsländer zu entkommen. In Rumänien liegt beispielsweise der Lohn bei 400-600€ im Monat bei ständiger Beschäftigung. In den reicheren Ländern der Welt gibt es dagegen innerhalb der Lohnabhängigen einen weit vebreiteten Nationalismus, um die Konkurrenz möglichst klein zu halten und die privilegierte Lage im Weltvergleich abzusichern. Das Eigeninteresse wird hierbei über das Interesse aller Arbeiter*innen gestellt.

Für mehr Arbeitskämpfe auf dem Bau

Um all diesen Misständen zu begegnen gibt es nur einen Ausweg: Die Arbeitenden im Baugewerbe organisieren sich über Staats-, Berufs- und Sprachgrenzen hinweg und kämpfen gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen ohne faule Kompromisse. Wenn du dich daran beteiligen willst dann komm zur Arbeitsgruppe Bau der Freien Arbeiter*innen Union Hamburg. Kontaktiere uns unter fauhh-bau@fau.org oder komm einfach unangemeldet am Bau-Freitag (immer am 3. Freitag im Monat ab 19:30 Uhr) bei uns in der Schwarzen Katze (Fettstrasse 23) vorbei.

Quellen

(1) WSI: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung. Online: https://www.wsi.de/de/index.htm

(2) Hans Böckler Stiftung (2024). Reale Tariflöhne aktuell nur noch auf dem Niveau von 2016, trotz Kaufkraftsicherung 2023 – Experte erwartet „offensive Tarifrunde“. 13.02.24 Online: https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-reale-tarifloehne-auf-dem-niveau-von-2016-trotz-kaufkraftsicherung-2023-57220.htm

(3) Thorsten Schulten und das WSI-Tarifarchiv: Tarifpolitischer Jahresbericht 2023: Offensive Tarifpolitik angesichts anhaltend hoher Inflationsraten, WSI Tarifarchiv, Februar 2024

(4) IG BAU (2024). Broschüre „Respekt für unsere Arbeit. WOW! Das hat sich gelohnt.“ zur Zusammenfassung der Lohnerhöhungen im Baugewerbe 2024. Nur für IG BAU-Mitglieder.

(5) Eigene Berechnung basierend auf (4) für Nominallöhne heute und in Zukunft, (6,7) für historische Löhne, (8) für die historische Entwicklung der Verbraucherpreise und (9) für die angenommene Entwicklung der Verbraucherpreise bis 2026. Exceltabelle wird auf Anfrage geteilt.

(6) bauprofessor.de (2024). Kalkulationshilfe für Stundensätze im Bauhauptgewerbe West. Online: https://www.bauprofessor.de/kalkulationshilfe/stundensaetze-bauhauptgewerbe-west/

(7) bauprofessor.de (2024). Kalkulationshilfe für Stundensätze im Bauhauptgewerbe Ost. Online: https://www.bauprofessor.de/kalkulationshilfe/stundensaetze-bauhauptgewerbe-ost/

(8) Statistisches Bundesamt destatis (2024). Entwicklung der Nominallöhne, Reallöhne und Verbraucherpreise 2008-2024. 03.09.2024. Online: https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/Realloehne-Nettoverdienste/Tabellen/reallohnentwicklung-jahre.html

(9) Deutsche Bundesbank (2024). Deutschland-Prognose: Deutsche Wirtschaft fasst langsam wieder Tritt – Perspektiven bis 2026. Monatsberichtsaufsatz. Monatsbericht – Juni 2024. Online: https://publikationen.bundesbank.de/publikationen-de/berichte-studien/monatsberichte/monatsbericht-juni-2024-932980?article=deutschland-prognose-deutsche-wirtschaft-fasst-langsam-wieder-tritt-perspektiven-bis-2026-932984

(10) Hohendammer, C. & Kohaut, S. (2023): Tarifbindung und Mitbestimmung: Keine Trendumkehr in Westdeutschland, Stabilisierung in Ostdeutschland, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: IAB-Forum 20.07.23, Nürnberg, Tabelle 4

(11) ebenda, Tabelle 2

(12) https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-beschaftigte-ohne-tarifvertrag-27526.htm, (Hans Böckler Stiftung): „Beschäftigte ohne Tarifvertrag arbeiten länger und verdienen weniger – niedrigere Löhne in Ostdeutschland auch durch geringere Tarifbindung“

(13) Hans Böckler Stiftung (2023). „Ohne Tarifvertrag verdienen Beschäftigte im Schnitt 11 Prozent weniger und müssen wöchentlich fast eine Stunde mehr arbeiten“, 19.04.2023. Online: https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-ohne-tarifvertrag-verdienen-beschaftigte-weniger-48755.htm

(14) Handwerksblatt (2018). Bau: Jede dritte Stunde wird schwarz gearbeitet. Dezember 2018. Online: https://www.handwerksblatt.de/themen-specials/offensiver-kampf-gegen-schwarzarbeit/bau-jede-dritte-stunde-wird-schwarz-gearbeitet

(15) Möller, Joachim et al. (2011): Evaluation bestehender gesetzlicher Mindestlohnregelungen. Branche: Bauhauptgewerbe, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

(16) Baumgarten, M., Beck, L. & Firus, A. (2024). Helfer oder doch Fachkräfte? Migrantische Beschäftigte im deutschen Hochbau. FES diskurs. Mai 2024. Online: https://library.fes.de/pdf-files/a-p-b/21208.pdf

Die Warnstreikwelle im Baugewerbe 2024

Nach gescheiterten Tarifverhandlungen und gescheiterter Schlichtung zwischen der Baugewerkschaft (IG BAU, Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt) und dem Baukapital (Tarifgemeinschaft des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes) hatte die IG BAU am 03.05.2024 zu Warnstreiks aufgerufen. Die Auseinandersetzung betraf das Bauhauptgewerbe und somit offiziell rund 930.000 Beschäftigte (1).

Darum ging es bei der Tarifverhandlung: Die Ausgangsforderung der IG BAU war eine Sockellohnerhöhung von 500 € bei einer Tariflaufzeit von 12 Monaten. Im Schlichtungsverfahren war die Gewerkschaft jedoch bereit, das Ergebnis von 250 € Sockellohnerhöhung für 11 Monate und anschließend einen Anstieg von 4 % im Westen und 5 % im Osten bei einer Laufzeit von 2 Jahren zu akzeptieren. Die Kapitalseite lehnte jedoch am 03.05.24 den Schlichterspruch ab und forderte die Firmen dazu auf, freiwillige Lohnerhöhungen um 5 % im Westen und 6 % im Osten zu bewilligen. Hierauf reagierte die IG BAU mit einem Aufruf zu Warnstreiks. Eine freiwillige Lohnerhöhung wäre eine außertarifliche und lückenhafte Umsetzung der Forderungen und war ein Versuch, die Beschäftigten zu spalten. Denn etwa 42% aller Arbeitnehmenden werden nicht nach Tarif bezahlt (2). 

Die Warnstreiks waren als Strategie der Nadelstiche organisiert, es sollte also bei punktuellen Ausständen bleiben (3). Innerhalb von drei Wochen streikten in vielen Dutzenden Städten jeweils einige Hunderte ArbeiterInnen für die Ursprungsforderung von 500 € mehr pro Monat. Es gab dabei größere Kundgebungen mit 1.000 Teilnehmenden in Bremen und 2.000 Demonstrierenden in Düsseldorf. In der ersten Woche waren rund 12.500 Arbeiter:innen an den Streiks beteiligt (4) und insgesamt brachten mehrere Zehntausend ihre Verärgerung über die Ablehnung des Schlichtungsspruchs zum Ausdruck. Zum Teil wurde der Kampf als aktiver Streik geführt. Das sah dann zum Beispiel folgendermaßen aus: „In München trafen sich wieder etliche Kolleg*innen frühmorgens im Streiklokal. Der anschließende Streikspaziergang führte erst zu einem Abschnitt der Stammstrecke in der Nähe der Donnersberger Brücke. Dort waren einige Bauleute zu überzeugen, dass Warnstreiks jetzt das richtige Mittel sind, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Danach ging es per S-Bahn in Richtung Hauptbahnhof. Auch dort wird gerade massiv gebaut, vor allen Dingen sehr beengt und deshalb logistisch etwas heikel. Die warnstreikenden Baubeschäftigten entschlossen sich kurzerhand, die Einfahrt etwas zu beeinträchtigen und sorgten damit für einiges an Verzögerung, bis hin zum Stillstand der Baustelle, auf der sich Kolleg*innen den Streikenden anschlossen. Die Stammstrecke zwei, eh schon in den Schlagzeilen, ist eine gute Möglichkeit, Warnstreikziele zu erreichen. Getreu dem Motto ‚Kleine Meute – große Wirkung‘ ließ man den Streiktag beim gemeinsamen Grillen ausklingen“ (5).

Am 28.05.24 kam es erneut zu einem Verhandlungsergebnis, dem die Kapitalseite verbandsintern später auch wirklich zustimmte (6). Statt der Sockellohnerhöhung um 250 € pro Monat beim Schlichtungsergebnis kommt es rückwirkend zum 01.05.24 zu einem Anstieg um 260-380 €, am 01.04.25 zu einer Steigerung von 4,2 % im Westen und 5% im Osten (statt zuvor 4 und 5%) und am 01.04.26 zu einer vollständigen Angleichung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen im Osten sowie zu einer bundeseinheitlichen Anhebung um 3,9 %. Die Spanne selbst ergibt sich aus unterschiedlichen Steigerungen je nach Gehaltsgruppe und Tarifgebiet. Das Gehalt für die Gehaltsgruppe A-I (z.B. Angestellter ohne Berufsausbildung) steigt im Westen um 260€. In der Gehaltsgruppe A-X  (z.B. Angestellte mit besonderer Weisungsbefugnis) steigt es im Osten um 380€. (7)

Trotz der dreijährigen Laufzeit – bei unabsehbaren gesellschaftlichen Entwicklungen und Preisveränderungen – spricht die IG BAU von einem Streikerfolg (vergl. Anm. 5). Für sie handelt es sich um eine ganz außerordentliche Situation, denn der erste bundesweite reguläre Streik seit Gründung der BRD, also seit 1949, erfolgte im Jahr 2002 – nach 53 Jahren. Und seit 2002 wiederum erfolgte die erste bundesweite Mobilisierung, jetzt auf dem Niveau von Warnstreiks.

Arbeitsbedingungen in der Baubranche

In dieser knochenharten Branche haben sich die Arbeitsbedingungen arg verschlechtert. Im Baugewerbe gibt es keine Überstundenzuschläge (stattdessen Arbeitszeitkonten im Rahmen der Flexibilisierung), keine Schmutzzuschläge und Ähnliches mehr. Der Bau-Mindestlohn für Ungelernte und Fachkräfte ist gefallen.

Eine weitere Besonderheit der Branche ist der hohe Anteil von migrantischen und nicht-deutschsprachigen Arbeitenden, die durch Sprachbarrieren nur mit Schwierigkeiten an dieser Tarifauseinandersetzung teilhaben konnten. Viel eher waren nicht-deutschsprachige Arbeitende gar nicht darüber informiert und haben – wegen ihrer oftmals noch prekäreren Arbeitssituation – während des Streiks gearbeitet. Das wurde teilweise von gewerkschaftlich organisierten Arbeitenden als willentlicher Streikbruch gesehen. 

Eine Spaltung der Arbeitenden muss in jedem Fall vermieden werden. Alle Arbeitenden sollten in die Vorbereitungen und Durchführungen von Arbeitskämpfen einbezogen werden und auch von deren Ergebnissen profitieren. 

Die Bau FAU Hamburg (Arbeitsgruppe Bau der FAU Hamburg) solidarisiert sich mit allen Streikenden im Baugewerbe.

Die Bau FAU Hamburg solidarisiert sich auch und vor allem mit denen, die nicht streiken können!

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5734/umfrage/beschäftigte-im-bauhauptgewerbe-in-Deutschland-seit-2003
  1. Hohendammer, C. & Kohaut, S. (2023): Tarifbindung und Mitbestimmung: Keine Trendumkehr in Westdeutschland, Stabilisierung in Ostdeutschland, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: IAB-Forum 20.07.23, Nürnberg, Tabelle 2
  1. https://igbau.de/Warnstreiks-am-Bau-Verkehrsinfrastruktur-betroffen.html
  1. https://igbau.de/Streiks-werden-auf-Verkehrsinfrastruktur-Baustellen-ausgedehnt.hrml
  1. https://igbau.de/Warnstreiks-am-Bau-Weiterhin-groszer-Zulauf.html
  1. https://igbau.de/Update-17.-juni-jetzt-mit-video-tarifabschluss-am-bau-unser-aller-erfolg.html
  1. IG BAU (2024). Broschüre „Respekt für unsere Arbeit. WOW! Das hat sich gelohnt.“ zur Zusammenfassung der Lohnerhöhungen im Baugewerbe 2024. Nur für IG BAU-Mitglieder.

Solidarisch mit dem Streik bei H&M in Barcelona

[in English]

UPDATE: Nach 97 Tagen wurde der Streik am 31.07.2024 für beendet erklärt. Es wurde eine Lohnerhöhung von knapp 10% sowie ein zusätzlicher Urlaubstag ab 2025 erkämpft.

Alle kennen H&M, aber nur Wenige reden über die Arbeitsbedingungen in dem Konzern. Diesmal geht es nicht um die Näher*innen in den Fabriken Asiens oder Afrikas, sondern um das H&M Kundenzentrum in Barcelona.
Bereits seit dem 25. April 2024, also mehr als 90 Tagen, befindet sich dort etwa die Hälfte der 200 Lohnabhängigen in einem unbefristeten Streik. Ein Großteil der Belegschaft ist in der anarchosyndikalistischen Confederación General del Trabajo (CGT) organisiert, somit läuft auch der Streik über die CGT. Hauptauslöser des Arbeitskampfes ist die aggressive Digitalisierungspolitik des Konzerns, worunter die Lohnabhängigen zunehmend leiden, während H&M Rekordgewinne einstreicht. Allein in den letzten 12 Monaten wurde die Belegschaft von 270 auf 200 Personen reduziert. Der computergestützte Algorithmus erhöht den Leistungsdruck und macht die Betroffenen zunehmend krank. Aber lest selbst, was die CGT dazu schreibt in ihrem Flyer.

Um den Druck im Zusammenhang mit dem Streik zu erhöhen, machten sich fünf betroffene Genoss*innen der CGT auf die Reise. Zunächst für eine Kundgebung vor dem H&M Geschäft in der Spitalerstraße am 23.07.2024. Warum ausgerechnet dort? In der Spitalerstraße befindet sich die landesweite Geschäftszentrale. Außerdem stellt Deutschland für H&M den größen Absatzmarkt dar.
Spontan schlossen sich mehrere Mitglieder der FAU Hamburg, FAU Lüneburg und FAU Lübeck der Kundgebung vor dem Geschäft in der Spitalerstraße an und trotzten gemeinsam mit dem Besuch aus Barcelona dem hamburger Schietwetter während die kaufwütige Öffentlichkeit mit Flyern und Banner über den Arbeitskampf informiert wurde.

Zwei Tage später geht es für die Fünf mit einer Kundgebung in Stockholm vor dem Hauptsitz des Konzerns weiter.

Inspiriert von ihrer kämpferischen Haltung wünschen wir den Genoss*innen viel Erfolg bei der andauernden Auseinandersetzung und sind gerne wieder bereit auch in Zukunft solidarisch zur Seite zu stehen.

Solidarity is our weapon!

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Arbeitskonflikt gewonnen!

Einem unserer Mitglieder, welches bei Monki (H&M) angestellt war, wurde das Gehalt unregelmäßig und verspätet ausgezahlt. Nachdem das Mitglied gekündigt hatte, standen noch Urlaubsgeld-Ansprüche von 273,30 Euro aus. Diese wollte H&M zunächst nicht begleichen. Daraufhin erhielt H&M ein Schreiben von der FAU Hamburg. Nachdem H&M die gesetzte Frist ohne Reaktion verstreichen ließ, haben sie auf ein zweites Schreiben und der Androhung einer Kundgebung vor ihrer Filiale reagiert und die Gelder wurden schließlich vollständig gezahlt. Somit konnte dieser Arbeitskonflikt erfolgreich gelöst werden.

Arbeitskampf von Textilarbeiter*innen in Bangladesch nach Hamburg tragen – 25 000 BDT Mindestlohn jetzt!

Aktuell findet in Bangladesch ein intensiver Arbeitskampf von Textilarbeiter*innen um die Erhöhung des Mindestlohnes statt. Seit 2018 müssen Textilarbeiter*innen in Bangladesch mit lediglich 8 000 BDT (66 EUR) monatlich über die Runden kommen. Alle fünf Jahre hat die Regierung eine Gehaltskommission einzuberufen, um einen Mindestlohn für die etwa vier Millionen Arbeiter*innen in den Nähfabriken zu bestimmen. Aufgrund der extrem hohen Inflationsraten und dem starken Wertverfall der lokalen Währung (Taka) im Verhältnis zum US Dollar in den letzten zwei Jahren, ist eine massive Lohnerhöhung notwendig, damit sich die Betroffenen zumindest das Notwendigste leisten können. Deshalb kämpfen Gewerkschaften für einen Mindestlohn von 25 000 BDT (207 EUR), was nur etwas mehr als der aktuelle Mindestlohn für Textilarbeiter*innen in Vietnam oder Kambodscha wäre. In diesen zwei Ländern wird dieser jährlich angehoben. Wenn wir es nicht schaffen an den 12 500 BDT zu rütteln, ist davon auszugehen, dass dies nun der Mindestlohn für die nächsten fünf Jahre bleibt. Das wäre katastrophal.

Von Ende Oktober bis zur Verkündigung des neuen Mindestlohns von 12 500 BDT (104 EUR) am 07.11.2023 gingen hundertausende streikende Arbeiter*innen auf die Straßen, insbesondere im Industriegebiet von Gazipur. Die Bewegung sieht sich mit massiver Repression konfrontiert. Tagelang gab es Straßenschlachten, da die Polizei u.a. mit scharfer Munition auf die Streikenden los ist. Unzählige wurden hierbei verletzt, mindestens fünf Arbeiter*innen sind ums Leben gekommen, die meisten durch Schussverletzungen. Mehr als 23 000 Anzeigen gegen unbekannt wurden von der Polizei gestellt, mehrere Gewerkschaftssekretär*innen verhaftet, das paramilitärische Border Guard Bangladesch (BGB) wurde in der Nähe einige Fabriken positioniert.

Mittlerweile ist es auf den Straßen und in den Fabriken ruhiger geworden, der Arbeitskampf ist jedoch längst nicht vorbei. Wir sind mit dem Garment Workers‘ Trade Union Center (GWTUC) gut vernetzt. Dieses informiert uns darüber, was vor Ort passiert. Das GWTUC hat am 08.11.2023 ein Statement verschickt, in dem sie zur Globalisierung des Arbeitskampfes aufrufen. Schließlich gehören nicht nur die Fabrikbesitzer sondern auch die diversen Klamottenketten zu den Profiteuren der ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse. Hier sind 100 Firmen zu finden, die zu den Hauptabnehmern gehören.

Die FAU Hamburg unterstützt ebenfalls den Aufruf der GWTUC und somit auch Bemühungen den Arbeitskampf nach Hamburg zu tragen. Mit Hilfe von Freund*innen der IWW Hamburg wurde dieser Flyer (auf Englisch) erstellt.

Auch ein paar Mitglieder der FAU Hamburg haben Black Friday genutzt, um das Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen:

Auf globalmayday.net werden fortlaufend Neuigkeiten zum Arbeitskampf veröffentlicht.

Es wird weitergehen. Auch in Bangladesch werden die Gewerkschaften vermutlich im Dezember den Kampf wieder intensivieren. Du willst das Ganze unterstützen? Kontakt: fauhh12[ät]fau.org.
We are all part of the game.

#globalisethefight
#1world1struggle

Solidarisch mit der FGWM in Myanmar – Fundraising bis 31.08.2023 | In Solidarity with FGWM

in English below

Die Basisgewerkschaft FAU Hamburg hat mit der FGWM ein Fundraising initiiert und steht solidarisch an der Seite der Federation of General Workers Myanmar (FGWM).

Ziel: 15 000 Euro bis zum 31. August 2023, damit die Genoss*innen der FGWM ihre kämpferische Arbeit fortführen können!

Worum geht’s?

In der FGWM sind Genoss*innen organisiert, mit denen einige Mitglieder der FAU Hamburg bereits seit mehreren Jahren gut persönlich vernetzt sind und diese auch mehrmals getroffen haben.
Die FGWM setzt sich aus 40 (Fabrik)Gewerkschaften zusammen, umfasst weiterhin mehrere tausend Mitglieder und ist eine der sehr wenigen uns bekannten gewerkschaftlichen Föderationen in Asien, die den Anspruch hat basisdemokratisch zu funktionieren. Ihren Ursprung hat die FGWM in den Nähfabriken der Industriegebiete von Myanmar. Der Großteil der Sekretär*innen musste mittlerweile vor Verfolgung durch die Militärjunta fliehen und agiert aus dem Untergrund im Exil.
Trotz der Militärdiktatur arbeiten sie weiter. Die FGWM unterstützt Arbeiter*innen dabei sich zu organisieren, begleitet Arbeitskämpfe (wie neulich bei Sun Apparel), die unter großer Gefahr weiterhin stattfinden und versucht außerdem von Repression betroffene Mitglieder bei ihrer Flucht und im Gefängnis nicht alleine zu lassen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Organisierung von Bildungsmöglichkeiten für Fabrikarbeiter*innen zu Themen wie Organizing und Arbeitskämpfen.

Das Ganze ist ohne externen Support nicht aufrecht zu erhalten. Die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge sind durch die äußerst prekären Zustände nach dem Putsch des Militärs weggebrochen. Zu ihren internationalen Freund*innen gehören die Arbeitsgruppe Asien der ICL (Internationale Konföderation der Arbeiter*innen) sowie das Solidarity Center.

Wer steckt hinter dem Fundraising?

Initiiert wurde es von der FAU Hamburg zusammen mit der FGWM. Durchgeführt wird es mittlerweile auch von Genoss*innen anderer FAU Syndikate, der IWW WISE-RA und Earth Strike UK.

Toll! Was kann ich tun?

Zunächst wäre es super, wenn ihr ebenfalls etwas in den Hut werft. Das geht mit einer Kreditkarte über die firefund-Seite oder per Überweisung auf das Konto der FAU Hamburg.

Kontoinhaberin: AS FAU Hamburg
IBAN: DE43 4306 0967 2070 7898 00
BIC: GENODEM1GLS
Bank: GLS Bank
Verwendungszweck: FGWM solidarity

Alle eingehenden Beiträge werden letztendlich auf der firefund-Seite zusammengetragen. Die Beträge, die direkt über firefund laufen, werden nur eingezogen, wenn das Fundraising am Ende auch erfolgreich ist, das heißt, die 15 000 Euro Marke geknackt wird.
Informiert gerne noch viele andere, indem ihr die am Anfang aufgeführten Links streut und Flyer auslegt. Ein paar Flyer habe wir auch noch. Bei Bedarf meldet euch unter fauhh12@fau.org.

Außerdem gibt’s Soli-Shirts. Damit unterstützt ihr nicht nur die FGWM, sondern gleichzeitig auch die kollektivistischen Strukturen, die diese herstellen, bedrucken und vertreiben. Die Shirts gibt’s über DNA Merch. DNA Merch nimmt die Bestellungen bis zum 31.08.2023 entgegen und beauftragt anschließend ein Näher*innen-/Druckkollektiv in Kroatien.

Seite an Seite mit der FGWM!
#FGWMsolidarity

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May Day! May Day! Auf zur Schwarz-Roten Demo

See you in the streets! Kommt mit uns zur Schwarz-Roten 1.Mai Demo „Das System ist die Krise – Anarchismus in die Offensive„. Los geht’s um 16 Uhr am Hagenbecks Tierpark.

Auch über die Global May Day Plattform haben sich radikalen (Basis)Gewerkschaften zusammengeschlossen. Dreizehn Föderationen und Einzelgewerkschaften stehen hinter dem Aufruf zum Global May Day 2023 und stellen somit ihre Aktionen direkt in einen weltweiten Kontext – so auch wir!

In der Vergangenheit (2020 – 2021) konnten wir bereits auf internationaler Ebene genug Druck erzeugen, um einen Arbeitskampf des Garment Workers‘ Trade Union Center (GWTUC) in Bangladesch für die Auszahlung ausstehender Löhne und Abfindungen erfolgreich zu Ende zu bringen. Damals lief das Ganze unter #UnitedAgainstTheDragon. Nun ist GWTUC wieder am Start und kämpft gemeinsam mit elf weiteren Föderationen und Einzelgewerkschaften für eine Erhöhung des Mindestlohns von 8 000 BDT (ca. 70€) auf 25 000 BDT (ca. 215€) – also um mehr als 200%! Ein Erfolg wäre ein Meilenstein für die mehr als 4 Millionen Textilarbeiter*innen in den Fabriken. Die GWTUC ruft dazu auf sie hierbei international zu unterstützen.
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Als ersten Schritt möchten wir diesen Arbeitskampf auch hier in die Öffentlichkeit tragen. Deshalb werdet ihr uns mit dem frisch angefertigten Transpi gemeinsam mit Freund*innen der IWW auf der Demo sehen. Schließt euch uns gerne an!

Falls wir an Klamottenläden vorbeikommen, machen wir auch Solibilder mit dem Transpi, um unsere Unterstützung zum Ausdruck zu bringen. Läden, in denen das Zeug verkauft wird, welches Arbeiter*innen produziert haben, die nun für ein menschenwürdiges Leben kämpfen. Die Bilder werden dann auch an die GWTUC geschickt!

#unionisethefight | #globalisethefight | #1world1struggle

Gewerkschaftliche Beratung / Workers Consultation

Geld her!

Du bekommst nicht, was dir zusteht? Du wirst auf der Arbeit unfair behandelt?
Gemeinsam können wir daran etwas ändern!

Komm zu unserer kostenlosen gewerkschaftlichen Erstberatung.
Die Beratung findet jeden zweiten Dienstag im Monat von 18-19 Uhr in der Schwarzen Katze, Fettstraße 23, 20357 Hamburg statt. Für individuelle Terminabsprachen kontaktiert uns unter fauhh-sek@fau.org oder via Twitter / Facebook.

Warum Freie Arbeiter*innen Union?

Kämpferisch Wir stehen für offensive Gewerkschaftsarbeit, die sich was traut

Selbstorganisiert Wir bilden Basisgruppen, die über ihre Forderungen selbst entscheiden

Solidarisch Wir kämpfen gemeinsam und unterstützen einander

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Give me my money!

You don’t get what you deserve? You’re being treated unfairly at work? Together we can change that!

Come to our free union consultation.

The consultation takes place once a month on every second tuesday from 6:00 pm – 7:00 pm in the Schwarze Katze, Fettstraße 23, 20357 Hamburg. For individual appointments contact us under fauhh-sek@fau.org or write us via Twitter / Facebook.

Why get in touch with Free Workers‘ Union?

Commited We stand by your side

Seld-organized Grassroots democratic & without functionaries

Solidarity We fight together and support each other

Obituary for Mahmood Sadaat | Nachruf für Mahmood Sadaat

[unten auf Deutsch]

Sadaat’s arrest in front of an anti-rape Graffiti in Dhaka, 29th September 2020

„Tell the story, Helene“ – that was the beginning of his last message to me. A few days later, Sadaat Mahmood was dead. Because the society, the government, the capitalist system, the family – because they all made his life simply unbearable.

When I read this message, I didn’t know what „story“ I would end up telling. I was proofreading his letter of motivation for a university application and suggested a change.

Now I’m actually telling his story, but no longer for people who are supposed to evaluate him and decide about him, but for his comrades.

Because even if you did not know him personally, Sadaat Mahmood was one of the most important contacts for us in Bangladesh – for all of us, the FAU and also the ICL (International Confederation of Labour).

Two years ago, when Mo and I collected 20,000€ on behalf of the ICL for our friends of the Garment Workers Trade Union Center – because hundreds of them lost their jobs at the beginning of the Corona pandemic and we wanted to support their protests – he was the one who communicated with us (Mo and Helene of FAU Hamburg) almost daily. As the general secretary of the Bangladesh Students‘ Union – and thus also closely linked to the GWTUC – he translated and organized, made contacts and advised on our behalf in this collaboration.

Sadaat was an important figure in the left scene in Dhaka, the capital of Bangladesh. Always critical in content, always clear on the issue. An activist from the heart who could not rest. He fought in the truest sense of the word. Not only discussing, reading or writing. He organized big protests because he stood up for the class struggle and feminism, showing his teeth to brutal cops on several occasions. He was arrested twice, but always kept going. Although he was under increasing pressure, his university expelled him, with the result that he was no longer accepted at any other university in the country. His father wanted to emigrate with the family, Sadaat wanted to stay and keep on fighting.

Now his strength was exhausted.

Sadaat was a thinker and an activist: In a country where large parts of the political left are dominated by rather authoritarian communism, he stood for anti-authoritarian ideas.

In a country where most stand by Russia’s side, he has asked critical questions and questioned the one-sidedness (as long as it’s against NATO) and recognized the ambivalence. In a society where gang rape is used as a weapon against ethnic minorities, he organized large feminist demonstrations.

His death is not a private tragedy. He literally died of capitalism and patriarchy. He did not take his own life because he did not want to live. On the contrary, he was always committed to life with full dedication. For a life worth living. But that is exactly what he was denied again and again.

All this is not an exclusive problem in Bangladesh: Only globally, only together we can fight for better living conditions. We cannot look at social realities in a country without context. Sadaat has also seen it that way, which is why he has been involved in international networking.

Also here in Europe we have to sell our labor and submit to the market. We all have that in common. At the same time, our prosperity – which is without question much higher than in countries like Bangladesh – is only built on the exploitation of people in such low-wage countries. Many are now dependent on being able to buy clothes or technical devices cheaply in order to somehow survive in this world. For this, workers in Bangladesh have to slave away six days a week, without vacation or other basic rights, for a starvation wage. On top of that, many rivers in the cities of Bangladesh are dead by now because textile companies discharge their waste water into them en masse. The environment is being destroyed on an indescribable scale and people are suffering and dying as a result. Changing consumer behavior and relying on fair trade will not fundamentally change these conditions from Europe.

Only if we recognize that we all have to fight together against this worldwide exploitation of humans and nature, we have a chance.

Sadaat had recognized this. Losing him was a shock. In October he would have had his 27th birthday. We stand side by side with his comrades.

Black banner above: A line from an old Bangla-song by the Mohineer Ghoraguli Band „Beneath the shaded forest he left; the forest knows behind his indifference what sadness and pain he felt.“
Bottom banner: „On our apathetic faces, Sadaat throws cruel questions.“
Weiter lesen „Obituary for Mahmood Sadaat | Nachruf für Mahmood Sadaat“

#GlobalMayDay2022 in Hamburg

[report in English]

In Hamburg haben sich die lokalen Syndikate der Freien Arbeiter*innen-Union (FAU) und der Industrial Workers of the World (IWW) dem diesjährigen Aufruf des #GlobalMayDay2022 unter dem Motto „Umweltzerstörung und Klassenkampf“ angeschlossen.
Berichte zum Global May Day weltweit werden hier gesammelt.

Wir haben uns entschlossen, uns dem Aufruf zum Klimablock der anarchistischen schwarz-roten 1. Mai Demonstration um 18 Uhr in Wilhelmsburg anzuschließen. Im Vorfeld waren einige Genoss*innen auch schon um 13 Uhr bei der Wer hat der gibt – Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten Demo in der Hafencity unterwegs. Mit Fahnen und einem Transparent zum diesjährigen Global May Day Aufruf haben sich knapp 10 Genoss*innen von IWW und FAU dem Aufzug von der Elbphilharmonie, durch die Hafencity bis zum Rathausmarkt angeschlossen. Die Demo war deutlich größer und kraftvoller als erwartet: Mehrere Tausend Teilnehmer*innen zogen entschlossen durch die Stadt und machten Lärm. Im Klimablock wurde auf den Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Profitmaximierung auf der einen Seite und Ausbeutung von Lohnabhängigen und Umwelt hingewiesen.

Die anarchistische schwarz-rote 1. Mai Demo war etwas kleiner, aber mindestens genauso entschlossen: Knapp 1.000 Teilnehmer*innen starteten ihren Zug durch den Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg an der Umweltbehörde der Stadt. Wilhelmsburg gehört zu den ärmeren Stadtteilen, der aber in den vergangenen Jahren immer interessanter geworden ist, auch weil die Stadt verschiedene Projekte wie die Internationale Gartenschau (IGA) und die Internationale Bauausstellung (IBA) hierhin geholt hat. Immer mehr alteingesessene Bewohner*innen müssen den Stadtteil verlassen; die Mieten steigen auch hier – wie in ganz Hamburg – rasant an.

Auf dieser Demo bildeten wir zusammen mit WiWa bleibt den Klimablock, um auf die systematische Umweltzerstörung durch Kapitalinteressen hinzuweisen und sich mit den Arbeiter*innen von Kavala Oil in Griechenland zu solidarisieren.

Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften, BFE-Einheiten, Pferden, Hunden, einem Hubschrauber und einigen Wasserwerfern massiv präsent. Wenige Meter nach Beginn der Demonstration wurde der Aufzug von der Polizei gestoppt. Das Argument: An der Demo-Spitze seien viele Teilnehmer*innen vermummt, tragen aufgespannte Regenschirme und halten die Transpis zu hoch. Außerdem ist Pyrotechnik gezündet worden. Nach einer längeren Pause und einigem Hin- und Her seitens der Polizei konnte die Demo ihren Weg quer durch den größten Hamburger Stadtteil fortsetzen und zog über das Reiherstiegviertel zum Deich. Die Cops haben den Demozug zu jederzeit mit Spalier begleitet und waren sowohl vor der Demo als auch am Ende mit zahlreichen Wannen präsent.

Bereits mehr als eine Stunde vor Ende der Demo hatten die Cops den Demonstrationszug so eng umstellt, dass sie einzelne Teílnehmer*innen willkürlich nicht mehr die Demo verlassen ließen. Wenige Meter vor dem Platz, wo die Abschlusskundgebung stattfinden sollte (S-Bahn Veddel), stoppte die Staatsgewalt den Aufzug erneut. Daraufhin wurde die Kundgebung einige Meter vorgezogen. Aber noch während des letzten Redebeitrags wurde der vorderste Block gestürmt, einzelne Leute herausgegriffen und in Gewahrsam genommen. Schließlich wurde die Versammlung von den Organisator*innen wegen der massiven Polizeigewalt gegen 22.30 Uhr aufgelöst, mehrere Teilnehmer*innen wurden dabei verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Ergänzend weisen wir an dieser Stelle auch auf den Bericht zur Demo seitens des Ermittlungsausschusses hin.


Ergänzend zu den Demos hat die FAU Hamburg dazu eingeladen, sich gemeinsam den Film Fruits of Labor in der Schwarzen Katze im Rahmen eines internationalen Film-Screenings am darauffolgenden Dienstag anzusehen. Das Event wurde auf internationaler Ebene von Freund:innen der IWW Irland organisiert. Mehr als 10 Leute sind gekommen. Im Anschluss gab es noch einen Austausch mit der Filmemacherin Emily Cohen Ibañez.

#1world1struggle
#GlobalMayDay2022